Ich Schelm hatte wieder den Wecker gestellt, 6:15 Uhr genug Zeit für die morgendlichen Rituale.

Auf dem Rückweg bewaffnete ich mich mit neuem Kaffee und warte, dass die Infusions Gang ins Zimmer flog. Und um kurz nach sieben war es dann auch soweit. Blutdruck, Puls, Temperatur und Sauerstoff zum einen, und das Beutelchen mit einem halben Liter Doping als Krönung oben drauf. Leider war das Doping heute etwas widerspänstig weil die Kanüle zu war. Der Arm wurde nass und das Bett bekam auch was ab. Ich klemmte den Schlauch ab und klingelte. Die Schwester durfte außer den Schlauch wieder abzumachen, nichts weiter verrichten. Nummer 6 musste ran. Zugänge legen war scheinbar auf der Station Chefsache. Gesagt getan, theoretisch zumindest, denn meine Arme waren sehr knauserig. Mehr als eine halbe Stunde hat der arme Kerl versucht eine Ader zu finden, wo die Kanüle wieder das gute Zeug in mich tropfen ließ. Ich sah hinterher aus, als ob ich ein Junkie bin, der keine Ahnung hat wo er hinsticht.
Während der Assistenzarzt an dem Zugang rum bastelte, fragte er mich noch mal nach der Anzahl der Dosen. Heute wäre es laut meiner Aussage Nummer 2 schaute er mich mehr fragend als wissend an. Also zückte ich mein Handy und zeigte ihm das Bild, welches ich von Flasche Nummer 1 gemacht hatte. Sein Gesichtsausdruck sprach Bände. Das ist das falsche sagte er nur knapp.

Eine Stunde später war dann die Visite mit Chef. Nummer 7 kam ins Zimmer, fragte die wievielte Dosis ich gerade bekommen würde und war sichtlich sauer, dass es erst die Zweite war. Kleinlaut gab der Assistenzarzt an, dass im Schwesternzimmer was schief gelaufen sei.
Die vorläufige Diagnose ist MS, sagte er knapp. Was die Symptome machen würden fragte er mich. Wahrheitsgemäß antwortete ich, dass die Taubheitsgefühle nachlassen würden. Dann würde ich morgen meine letzte Dosis bekommen und heim dürfen. Das freute mich auf der einen Seite, auf der anderen war ich aber etwas erschrocken.
MS? Ich dachte, dass das bereits ausgeschlossen wurde? fragte ich etwas ratlos. Naja die Ergebnisse wären nicht eindeutig und es ständen auch noch ein paar Untersuchungsergebnisse aus. Ich sollte das Cortison wirken lassen und einen Termin bei Dr. L, also Neurologe Nr. 8 machen. Er wäre der richtige und ich sollte auch nicht so ganz lange warten.
Alles Gute und weiter ging es zu meiner Nachbarin. Was Frau K. hatte war auch nicht so wirklich zu verstehen. Außer, dass sie ein Hörgerät brauchte, kam aus den Ärzten nicht viel raus. Ich vermute aber, dass sie entweder davor oder danach mit der Tochter telefoniert haben. Bei der alten Dame wären es vermutlich auch Perlen vor die Säue geworfen, wenn man ihr versuchte zu erklären, was nicht stimmt.
Da saß ich nun, ich armer Tropf mit meinem Tropf. Das musste erst mal sacken. Und was MS als Diagnose überhaupt bedeutete, wusste ich auch nicht. Ich machte mich im Internet ein bisschen schlau, entschied mich dann aber dazu, erst mal abzuwarten. So ganz sicher schien es ja noch nicht zu sein 🤷🏼♀️
Trotzdem, was ist es für eine Art eine solche Diagnose einfach rauszuhauen und dann zu gehen? Gehen die Ärzte davon aus, dass jeder Patient weiß, was die Krankheit bedeutet? Was noch fehlt um eine abschließene Aussage zu treffen? Wie man sich in der nächsten Zeit verhalten soll? Eine Cortison Stoßtherapie bekommt man ja auch nicht regelmäßig…
Am Nachmittag kam das Honigbienchen mit ihren beiden kleinen Süßen 🐝🐝. Das war eine willkommene Abwechslung. Und als kleines Geschenk gab es Honig 😉 der übrigens total lecker ist, ich hatte schon ein Glas zuhause ♥️
